Ivo Gönner zu Besuch in Gundelfingen 11.10.2011
Als leidenschaftlicher Kommunalpolitiker, der auch schwierige Sachverhalte mit ebenso einfachen wie auch humorvollen Worten verständlich machen kann, präsentierte sich der Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner den begeisterten Zuhörern beim Politischen Abend der Kreis-SPD in Echenbrunn.
Kreisvorsitzender Dietmar Bulling hieß den Gast, der seit 1992 mit hervorragenden Wahlergebnissen Chef des Rathauses der Stadt Ulm ist, herzlich willkommen und skizzierte das Thema des Abends mir dem Zitat "Im Land der Greise". Das Gundelfinger Duo "Simon & Simone" umrahmten den Abend mit stimmungsvoller Live Musik.
"Die Menschen werden Gott sei Dank immer älter und es werden immer weniger Kinder geboren", beschrieb Gönner den demographischen Wandel in der Gesellschaft, der unten in den Kommunen ankomme und diese vor große Herausforderungen stelle. Er habe deshalb großen Respekt vor den Kommunalpolitikern, die sich den auf sie zukommenden Aufgaben verantwortungsvoll stellten, um mit Blick in die Zukunft die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen.
"Die Lebenserwartung der Menschen war früher überschaubar. Heute aber werden die Menschen im Schnitt um fast das Doppelte älter als vor 100 Jahren", führte der Redner aus, aber auch die Lebensqualität und die Lebensgewohnheiten hätten sich durch den Fortschritt auf allen Gebieten geändert. So hätten sich die Altersheime zu Alterspflegeheime entwickelt, weil die Menschen möglichst lang zuhause bleiben möchten. Die früher durch das Familienumfeld im Alter gewährte Stütze werde heute durch ambulante fremde Dienste geleistet. Auf diese Entwicklung müssten die Kommunen reagieren.
Um die niedrige Geburtenrate zu erhöhen seien finanzielle Anreize allein wenig wirkungsvoll. Die Politik könne nur günstige Rahmenbedingungen schaffen. Ob überhaupt und in welchem Alter erst junge Menschen Kinder in die Welt setzen wollen, sei deren persönliche Entscheidung, die man respektieren müsse, betonte der Oberbürgermeister. Diese ständen vor der nicht einfachen Aufgabe der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Für die Kommunalpolitik stelle sich aber die Schwierigkeit, die notwendige Infrastruktur in den einzelnen Kommunen vorausschauend auf die wahrscheinliche Entwicklung der Bevölkerung zu schaffen. Das Schulsterben auf dem flachen Land sah Gönner kritisch, indem er in Anlehnung an den Begriff "Essen auf Rädern" von "Kinder auf Rädern" sprach. Er zeigte insoweit Sympathie für ein neues Bildungskonzept, das eine bessere Verzahnung von Kindergarten und Grundschule unter dem Dach eines "Bildungshauses" bewerkstelligt, da bei Kinder im Alter von 3 -10 Jahren die wichtigsten Weichen gestellt würden.
Die Öffnungszeiten der Kinderhorte und -gärten haben sich auch auf geänderte Arbeitszeiten einzustellen, meinte der Ulmer OB, da Verkäuferinnen z. B. bis 20 Uhr abends arbeiten müssten. Er erinnerte sich auch daran, dass früher größere Unternehmen eigene Kindergärten für ihre Beschäftigten unterhielten und hielt dies auch heute für notwendig, um Familie und Beruf besser miteinander verbinden zu können.
Gönner stellte auch eine Tendenz des vermehrten Zuzuges älterer Menschen vom Land in die Stadt fest, weil ihnen das große Haus und der große Garten zu viel werde. Diese Menschen wollten aber nicht das gewohnte Grün missen, sodass ein Bedürfnis nach mehr öffentlichem Grün in Form von Parks entstünde. Auch dieser Entwicklungen müssten die Kommunen Rechnung tragen. Abschließend rief der erfahrene Kommunalpolitiker mit den Worten "da wir alle nicht prophetisch begabt sind, lasst die Dinge auf uns zu kommen, bevor wir Kassandra schreien", zu mehr Gelassenheit auf.